Freitag, 14. Januar 2011

ganze Tage ganze Nächte



Eine Produktion der Folkwang Universität der Künste
im Schauspiehaus Bochum / Theater unter Tage


Eine Aufführung des 3.Studiengangs der Folkwang-Schule-Bochum


Einrichtung:
Anselm Weber
Sabine Reich


Besetzung:
Anna Döing
Lars Fabian
Christoph Gummert
Johannes Kienast
Pina Kühr
Johanna Wieking

Adrian Thomser
Katharina Bach



Beschreibung:


Leicht ist sie nie, die Liebe, aber wenn man jung ist, ist sie grausam. Keine Chance: zu dick, zu dünn, zu dumm, zu schüchtern, zu nah, zu fern. Man sagt zu viel oder zu wenig, aber immer das Falsche. Nur das Herz, das schlägt, immer lauter. Vier Männer und vier Frauen gehen in den kurzen Szenen von Xavier Durringer durch alle Höhen und Tiefen der Liebe. Anselm Weber richtet diesen Abend mit den Studenten des 3. Jahrgangs der Schauspielschule Bochum/Folkwang Universität der Künste ein


15. Januar  2011 um 21:30 Uhr, Theater Unten
21. Januar  2011 um 22:00 Uhr, Theater Unten
10. Februar 2011 um 19:30 Uhr, Theater Unten
17. Februar 2011 um 19:30 Uhr, Theater Unten


Es wird im Theater "Unter" gespielt weil es für den 3.Studiengang jetzt steil nach oben gehen wird. Tolle Truppe und ich dürcke allen die Daumen. Wir sehen uns auf den Bühen der Welt.






Intendant:  Anselm Weber
  



Dramturgie: Sabine Reich
 

Schauspielerin: Anna Döing




Schauspieler: Lars Fabian



Schauspieler: Christoph Gummert



Schauspieler: Johannes Kienast




Schauspielerin: Pina Kühr




Schauspielerin: Johanna Wieking
   

Schauspieler: Adrian Thomser
 

Schauspielerin: Katharina Bach



Menschen wie Du und ich sind es die „Ganze Tage und Ganze Nächte“ damit verbringen, ihren Gedanken zu folgen, sich selbst zu suchen und Verbindung mit dem anderen Geschlecht zu versuchen. Völlig auf sich und auf simple Rituale zurückgeworfen, proben sie das, was man heute das Leben nennt.

Xavier Durringer, bekannter französischer Theaterautor, befasst sich vornehmlich mit aktuellen gesellschaftlichen, politischen und menschlichen Problemen unserer Zeit. Er entwirft in der ihm eignen Art kompakte Szenarien aus der Welt der französischen und wohl mittlerweile global vernetzten Welt der Vorstädte. Er bedient sich ihrer Sprache, die er in einem Maß komprimiert, dass Lachen oder Traurigkeit im Zuschauer entstehen kann.

Regisseur Anselm Weber ließ die Darsteller in die Rollen schlüpfen, denen Charaktereigenschaften, die Verbindung von Gefühl und Verstand, weitgehend fehlen und die als Hauptmerkmale das Schweben in gefühlsmäßiger Befindlichkeit auszeichnet. Als fänden Denken und Fühlen in getrennten Räumen statt. So kam Liebe, Sehnsucht, Angst und Aggression auf die Bühne.
Dennoch erspielten die jungen Schauspieler deutlich erkennbare Figuren. Einerseits unterschieden sie sich wesentlich von einander, andererseits hingen sie alle in einem vereinenden Dilemma.
Die Absolventen des 3.Studiengangs der Folkwang-Schule-Bochum zeichneten sich allesamt durch starke Bühnenpräsenz und intensives, die Realität gekonnt überzeichnendes Spiel aus.

Anna Döing,Lars Fabian,Christoph Gummert, Johannes Kienast, Pina Kühr, Johanna Wieking, Adrian Thomser, Katharina Bach
sinnierten, jammerten, stritten, schrieen und resignierten, waren hilflos, komisch, verletzt, ausgeliefert und sie brillierten alle gleichermaßen.

Nacheinander kommen einzelne Protagonisten nach vorne und beichten ihre Sehnsüchte und Ängste dem Publikum als unbeteiligtem Dritten. Andere nehmen später dieselben Texte wieder auf und präsentieren sie zeitversetzt und leicht variiert.Wie im "richtigen Leben" gruppieren sich Mädchen und Jungs getrennt.

Die Mädchen (Anna Döing, Katharina Bach, Johanna Wieking, Pina Kühr)
verstecken ihre Unsicherheit zum einen hinter einem herausforderndem Gesichtsausdruck und deftiger Sprache, während
andere wiederum die abgeklärte Einzelgängerin spielen.
Alle hoffen sie auf die glückliche Partnerschaft und haben bisher doch nur Enttäuschungen erlebt, wohl auch, weil ihre Erwartungen zu hoch waren.


Die Jungs dagegen (Lars Fabian,Christoph Gummert, Johannes Kienast,Adrian Thomser) hängen als "Nerds" herum und lümmeln sich herum. Doch auch sie kommen mit ihrer vermeintlichen Macho-Art bei den Mädchen nicht an und leiden darunter. Ihre gegenseitigen Ratschläge kommen aus Klischeevorstelleungen und sind nie wirklich erprobt. Jeder übertrifft den anderen an coolen Sprüchen, doch bei den Mädchen versagt ihre Weisheit. Wenn dann plötzlich ein Dialog zwischen einem Mädchen und einem Jungen entsteht, versiegt er wegen ihrer verschämten Schüchternheit und seiner hinter "Coolness" versteckten Angst vor einem Korb.

Das Stück dreht sich im Kreise, Immer wieder treibt es die jungen Leute zusammen und immer wieder zucken sie vor der Berührung zurück, reagieren aggressiv oder beleidigt, schlagen zu, um einem vermeintlichen Angriff zuvorzukommen. Darunter leiden alle, doch in diesem Alter wissen das die Beteiligten noch nicht sondern halten sich für den einzig Leidenden und die anderen für die "Außenwelt", die weiß, wo es langgeht. Das Ergebnis ist ein jahrelang währender Teufelskreis, der sich nur langsam auflöst.

Es trieb mir Tränen in die Augen, die Pina weinend am Boden zu sehen und ich wollte fast dazwischen gehen als Christoph sie zu Boden gerissen hat.
Im Theater unter Tage (ich finde den alten Namen für das Ruhrgebiet passender) ist man den Schauspielern zum greifen nah und das verzeiht keine Fehler.

Ohne großes Bühnenbild habt ihr es geschafft das Kopfkino anzutriggern. Ich habe Euch das Stück abgekauft und werde gern wieder kommen.
Fazit: Ich habe geweint und gelacht - das habt ihr wirklich gut gemacht.